Wie speichere ich meine Daten am besten?

Die jährliche Fehlerrate von Festplatten liegt bei bis zu 9% (Quelle: Failure Trends in a large disk drive Population, 2007). Mit anderen Worten: Fast jede 10. Festplatte wird im Laufe der nächsten 365 Tage auf irgendeine Art und Weise in Teilen oder Gänze ihren Dienst quittieren. Ich persönliche finde diesen Wert, nicht nur im Kontext der professionellen Fotografie, angsteinflößend. Deswegen muss die Datensicherung ein wichtiger Teil der digitalen Fotografie sein – sei es der Profi-Fotograf dessen Geschäft gegen totalen Datenverlust gesichert werden muss oder aber auch der Hobby-Fotograf dessen ebenfalls unbezahlbaren Erinnerungen nichts weiter als Bits und Bytes auf einem digitalen Speicher sind. Für alle bedeutet der Defekt einer Festplatte im schlimmsten Fall: „Weg ist weg.“ Es ist also kein Zufall, dass die Internetforen voll von Hilfegesuchen dieser Kategorie sind. Und ich darf es schon vorweg nehmen: Es gibt wunderbar einfache und preiswerte Lösungen für jedermann.

Gerade im Bereich der professionellen Fotografie beginnt Datensicherung schon bei der Aufnahme. Nicht umsonst haben viele teure Kameras 2 Slots für SD-Karten. Damit lässt sich im Urlaub trefflich der verfügbare Speicherplatz vergrößern, vor allen Dingen lässt sich aber eine Kopie jedes Fotos auf die zweite Speicherkarte schreiben. Denn: Auch SD-Karten sind nichts anderes als handliche SSD-Festplatten und können als solche ausfallen.

Auch das in unserem letzten Artikel vorgestellte Tethering kann als Methode der Datensicherung für Profis herhalten. Kurz: Die Fotos werden von der Kamera sofort auf den mitgebrachten Laptop kopiert und so an einem zweiten Ort sicher gespeichert.

Ist man länger oder besonders platzsparend unterwegs – zum Beispiel auf einer Urlaubsreise – kann der sperrige Laptop durch eine spezielle Festplatte zur Datensicherung ersetzt werden. Diese haben in ihrem Gehäuse einen SD-Karten-Slot und kopieren ohne weiteres die Fotos von der Karte auf die Platte, so ist unterwegs alles gesichert. Die Kosten liegen für Einsteiger-Lösungen angenehm unter 100€. Wer noch eine ungenutzte Festplatte hat, kann übrigens mit dieser spannenden Anleitung auf englisch -> https://petapixel.com/2016/06/16/turn-raspberry-pi-auto-photo-backup-device/ <- und einem Raspberry PI ebenfalls ein automatisches Back-Up System basteln.

Für viele Fotografen am wichtigsten ist aber natürlich die Sicherung der finalen Daten zu Hause oder im Studio.

Jeder (digitale) Fotograf wird seine Bilder als ersten Schritt auf dem eigenen Laptop / PC speichern. Allerdings haben wir ja bereits in der Einleitung das Problem festgestellt: Defekt der Festplatte, zusätzlich aber auch Virenbefall oder Systemdefekt durch eine fallende Tasse Kaffee – der einfache Verbleib der Daten auf dem PC stellt noch keine Sicherung dar.

Eine mittlerweile überholte Lösung sind die guten alten CDs & DVDs. Das liegt schon allein an deren extrem begrenzten Speicher – selbst kleine USB-Sticks übertreffen DVDs mittlerweile um ein Vielfaches. Gehe ich von 4 Gigabyte Kapazität bei einer RAW-Größe von 25MB aus passen gerade einmal 160 Bilder auf eine DVD. So bekommt man extrem schnell ein Platzproblem, entweder auf der DVD oder im Regal. Zum anderen ist auch bei den runden Silberlingen die Haltbarkeit selbst unter Idealbedingungen überraschend gering. Diese Lösung eignet sich heute höchstens noch zur Weitergabe von Fotos.

Die Logische Variante für viele Nutzer ist die klassische, externe Festplatte. Hier bekommt man im 3,5-Zoll-Format für kleines Geld großen Speicher. 1 Terrabyte entsprechen 40.000 Raw-Files bei 25MB Dateigröße für unter 50€. Das ist attraktiv. Allerdings gilt zu beachten, dass auch diese Festplatte ausfallen kann. Und da die Festplatte jedes Mal bewegt und über ein kurzes Kabel verbunden werden muss, kann die Ausfallwahrscheinlichkeit sogar durch Unfälle noch höher sein.

Vor diesem Hintergrund haben sich NAS – Network Attached Storage = Netzwerk Verbundene Speicher – als quasi Standard durchgesetzt. Grundlegend handelt es sich wie zuvor um eine externe Festplatte. Diese ist jedoch statt direkt mit dem PC mit dem Netzwerk verbunden. So können alle Rechner im Netzwerk jederzeit auf die Festplatte zugreifen, ohne dass diese jemals bewegt werden müsste. Die Kosten sind ebenfalls überschaubar: 2 über Netzwerk angebundene 2 Terrabyte-Festplatten sind für ca. 250€ zu haben. Was diese Lösung zusätzlich zur Bequemlichkeit aber besonders macht ist der RAID-Betrieb. RAID umschreibt die gleichzeitige Nutzung mehrerer Festplatten als einen Verbund. Das für uns relevante RAID1 nutzt eine Festplatte als eigentlichen Akteur und die zweite als immer aktuelle Spiegelung. Die Wahrscheinlichkeit das beide Festplatten ausfallen liegt statt bei 9 nun bei 0,0001%. Oder um es umzurechnen: eins zu eine Millionen.

Noch ein kleiner Einschub: Datensicherung muss dabei nicht anstrengend sein. Kostenlose Programme wie FreeFileSync können die Daten regelmäßig und automatisch sichern – nach der Installation also kein Aufwand mehr für den Fotografen.

Wem die bisher vorgestellte Sicherheit noch nicht reicht sollte eine Cloud-Lösung in Betracht ziehen. Hier werden die Daten einem Dienstleister wie Microsoft, Amazon oder DropBox anvertraut, der diese auf einer Serverfarm speichert und vorhält. Ausfallwahrscheinlichkeit = 0, aber mit dauerhaften Kosten – die mit zunehmender Datenmenge steigen – verbunden.

Was ist also die passende Lösung? Die offizielle Empfehlung der IT-Branche lautet „3-2-1“: 3 Speicherorte auf 2 unterschiedlichen Medientypen von denen mindestens einer an einem getrennten Ort lagern sollte. Das mag für die eigenen Urlaubsfotos doch ein wenig viel wirken, eine Lösung zur Sicherung der Daten sollte sich dennoch jeder überlegen. Denn wenn auf einmal die Fotos der Kinder von früher unwiderruflich verloren sind, scheint der Preis für eine NAS gar nicht mehr so hoch.

Eure Fotografen-Welt